Torsten Engelbrecht 12.09.2015
Copyright © Telepolis, Heise Zeitschriften Verlag
Der Psychiater David Healy zum "Medikamentenaspekt"
des Amokflugs 4U95254 und bei Amokläufern
Am 24. März hat den Ermittlungen zufolge der
Co-Pilot Andreas Günter Lubitz auf seinem Amokflug
4U9525 den Germanwings-Airbus A320
bewusst gegen einen Berg geflogen - eine
Wahnsinnstat, die insbesondere für die Opfer, aber
auch für ihre Angehörigen an Horror kaum
zu überbieten ist. Knapp fünf Monate später wurde in
Haltern am See auf dem Kommunalfriedhof eine
Gedenkstätte im Beisein der Angehörigen
der Opfer eingesegnet[1]. Ein wichtiger Baustein der
Trauerarbeit ist damit gelegt, doch damit derlei
Katastrophen der Welt in Zukunft möglichst
erspart bleiben, wäre es von zentraler Bedeutung,
die Ursache(n) dingfest zu machen.
Der international renommierte Psychiater David
Healy legt im folgenden Interview dar, warum
Medikamente wie Antidepressiva bei Amokläufen
wie dem von Lubitz und oder auch dem von "Batman
Shooter" James Holmes, der in den USA kürzlich zu
lebenslanger Haft verurteilt wurde,
ein entscheidender Auslöser sein können. In diesem
Zusammenhang konstatiert auch die Deutsche
Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
(DGPPN) auf Nachfrage1, dass "die DGPPN ein hohes
Interesse hat an einer Aufklärung
des Germanwings-Falles, in der die
Medikamenten-Aspekte mit beachtet werden".
"Es gibt so viele von diesen Massentötungen durch
Leute, die Psychopharmaka genommen haben"
Herr Healy, welche Gedanken und Gefühle kamen
zuerst in Ihnen hoch, als Sie von dem Amokflug der
Germanwings-Co-Pilot Andreas Lubitz hörten?
David Healy: Ich war sehr betroffen und hatte
großes Mitgefühl mit den Opfern und ihren
Angehörigen. Und als klar war, dass es sich um einen
"Kamikaze"-Akt handelte, gehörte zu meinen ersten
Gedanken die Frage, ob nicht ein Antidepressivum
oder ein anderes Psychopharmakon
hier im Spiel war. Kurz darauf habe ich meine
Gedanken dazu in dem Artikel Winging it:
Antidepressants and Plane Crashes[2] aufgeschrieben.
Welches sind die gewichtigsten Argumente für Ihre
These, dass Antidepressiva oder Medikamente mit
vergleichbaren Nebenwirkungen die
entscheidende Ursache gewesen sein könnten für
Lubitz‘ Wahnsinnstat?
David Healy: Ohne dass man exakt weiß, was Andreas
Lubitz insbesondere in den ein bis zwei Wochen vor
dem Crash an Medikamenten
eingenommen hat und was sein klinischer Zustand war,
ist es schwierig mit Sicherheit zu sagen, dass die
Präparate die Ursache für das
Unglück waren. Doch feststeht, dass die Medikamente,
die er offenkundig eingenommen hat, Menschen dazu
veranlassen können,
zu Mördern und Gewalttätern zu werden und einen
Massenmord in Erwägung zu ziehen.
Es gibt so viele von diesen Massentötungen durch
Leute, die Psychopharmaka genommen haben, dass es
fast sicher ist, dass in einigen
dieser Massentötungen diese Medikamente in der Tat
eine Rolle gespielt haben bzw. spielen.
Können sie diese Aussage mit wissenschaftlichen
Studien untermauern?
David Healy: Die FDA hat eine beträchtliche Menge
an Daten über das Potenzial von Antidepressiva,
gewalttätig zu machen. Auch haben etwa
die kanadischen Aufsichtsbehörden genau eine solche
Warnung bereits verfügt.2
Ich selber habe im Jahr 2006 zusammen mit Kollegen
eine Arbeit[3] publiziert, die aufzeigt, dass es
kontrollierte Studiendaten gibt, die belegen,
dass bestimmte Antidepressiva - so genannte
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, kurz SSRIs
- gewalttätig machen können. Auch habe
ich 2013 in einem Beitrag auf meiner Website eine
Liste mit Dutzenden Medikamenten veröffentlicht, die
Selbstmorde oder Tötungsdelikte auslösen
oder verursachen können[4].
Welche Medikamente werden in dieser Liste genannt?
David Healy: Darunter befinden sich die
bekanntesten Antidepressiva wie Prozac und Paxil,
Antipsychotika, so genannte Benzodiazepine wie
Valium,
die auch als Angstlöser oder Beruhigungsmittel
bezeichnet werden, Anti-Raucher- und
Anti-Asthma-Medikamente, Antihistaminika oder auch
Arzneimittel
mit stimulierender Wirkung wie Ritalin.
Sind die Medikamente auf Basis persönlicher
Erfahrungsberichte in Ihre Liste gelangt?
David Healy: Nein. Sie sind in der Liste
aufgeführt, entweder weil Unternehmen dazu
verpflichtet sind zu melden, dass die Präparate
einen Suizid auslösen
können, oder weil es überzeugende Beweise dafür
gibt, dass sie in der Tat Selbstmord provoziert
haben. Und wahrscheinlich gibt es noch viel mehr
Medikamente, bei denen einige Regierungsbeamte und
Mitarbeiter von Unternehmen Kenntnis darüber haben,
dass sie Suizide auslösen können -
worüber aber Stillschweigen bewahrt wird.
Wie häufig kommt es statistisch gesehen bei
SSRI-Antidepressiva zu Gewalt als Nebenwirkung?
David Healy: Mehr oder weniger genauso oft wie es
zu Selbstmord als Nebenwirkung von Antidepressiva
kommt. Bis zu eine von zehn Personen
können suizidale Gedanken und bis zu eine von 20
Personen können gewalttätige Gedanken haben, die sie
nicht hätten, wenn sie die Antidepressiva
nicht nehmen würden. Die Quote für die begangenen
Suizide und Gewaltakte liegt deutlich darunter - bei
1 von 500 oder mehr.
Im Juni berichtete Brice Robin, Staatsanwalt in
französischen Marseille, dass Lubitz in den Wochen
vor seiner Wahnsinnstat unter dem Einfluss stand
von einer Übermedikation aus
Anti-Angst-Medikamenten, so genannten Anxiolytika,
bei denen es sich wohlgemerkt häufig um
Antidepressiva[5] handelt,
sowie Valium und anderen Psychopharmaka[6]. Lubitz
hätte etwa das Antidepressivum Mirtazapin genommen
und deren Dosis zwei Wochen vor dem
Crash von 15 auf 30 mg[7] verdoppelt[8]. In der
Produktbeschreibung von Mirtazapin heißt es
allerdings, dass in Kurzzeitstudien bei Personen,
die älter
waren als 24 Jahre, keine erhöhte Suizidgefahr
ermittelt werden konnte3 - und Lubitz war bei seinem
Amokflug 27.
David Healy: Es gibt überzeugende Belege in Form
von klinischen Studien dafür, dass Mirtazapin das
Suizidrisiko erhöht - und zwar bezogen auf alle
Altersgruppen, wobei die Daten für die 40-, 50- und
Anfang 60-jährigen zum Beispiel genauso solide sind
wie die für die unter 25-jährigen.
Und wie wäre dann die Produktbeschreibung zu
Mirtazapin zu erklären?
David Healy: Die Medikamentenhersteller verwenden
sehr viel Sorgfalt darauf, in ihren
Produktbeschreibungen die Dinge auf eine Art und
Weise
zu formulieren, dass die Aufmerksamkeit von ihren
Produkten weggelenkt wird. Dies scheint oft eher das
primäre Ziel zu sein, als Ärzte und Patienten
solide zu informieren. Dabei behaupten die
Unternehmen auch gerne, es bestünde nicht die
Notwendigkeit, Daten anzuführen, solange die Daten
nicht
statistisch signifikant seien. Doch durch diese
Vorgehensweise lassen sie Datenmaterial außen vor,
das einen sehr klaren Anstieg des Suizidrisikos
aufzeigt -
wie dies etwa bei den Daten zu Mirtazapin der Fall
ist.
"Zusammenhänge nicht nur bei Affekthandlungen,
sondern auch bei geplanten Akten"
Ein Einwand gegen die These, dass Antidepressiva
wie SSRIs oder vergleichbare Medikamente gewalttätig
machen oder gar zu Wahnsinnstaten wie die von
Andreas Lubitz führen können, ist, dass gesagt wird,
sie könnten allenfalls Taten, die im Affekt begangen
werden, begünstigen, aber nicht solche, die geplant
worden sind, so wie es bei Lubitz der Fall war[9].
David Healy: SSRIs stehen bei weitem nicht nur mit
Affekthandlungen in Zusammenhang, sondern sehr wohl
mit im Voraus geplanten Akten von Gewalt. Und es
ist allgemein anerkannt, dass sie zu emotionaler
Abstumpfung führen und dies macht es möglich, Dinge
wie Mord in Erwägung zu ziehen, bei denen man
normalerweise zu viel Angst hat, um sie ins Auge zu
fassen.
Aber ist Lubitz da nicht eine Ausnahme von einer
Person, die unter Medikamenteneinfluss einen
Amoklauf im Voraus geplant hat?
David Healy: Nein, denn nicht nur Lubitz hat, wie
berichtet wurde, seinen Kamikazeflug lange und
umsichtig geplant[10]. Viele Massaker in Schulen,
Universitäten
oder anderen öffentlichen Plätzen legen Zeugnis
davon ab. So besagt etwa der Abschlussbericht zum
"school shooting" von Adam Lanza, der am 14.
November 2012
rund 100 km nordöstlich von New York seine Mutter
sowie 20 Kinder und sechs Angestellte einer
Grundschule und abschließend sich selbst erschoss,
eindeutig,
dass er seinen Amoklauf im Voraus geplant hatte,
darunter auch seinen Suizid[11].
Oder nehmen wir den tragischen Fall von David
Carmichael[12], der berichtet, dass bei ihm
Selbstmordgedanken aufkamen einige Tage, nachdem er
begonnen hatte,
das SSRI-Antidepressivum Paxil zu nehmen. Drei Tage
später begann er dann damit, seinen Suizid zu
planen. Doch dann schwenkte er um und plante nicht
mehr,
sich selbst zu töten, sondern einen Mord zu begehen.
Am 31. Juli 2004 brachte er schließlich seinen
11-jährigen Sohn um.
Der "Batman shooter" James Holmes
Gilt das auch für den Amokläufer James Holmes, der
am 7. August zu lebenslanger Haft verurteilt wurde
ohne Aussicht auf Bewährung?
David Healy: Kürzlich, Mitte Juli, befanden
Geschworene in den USA "Batman shooter" James Holmes
des Mordes ersten Grades für schuldig. Und
einschlägige
Quellen belegen, dass Holmes seinen Amoklauf
systematisch geplant hatte, und zwar Monate im
Voraus[13]. Holmes erlangte unrühmliche Berühmtheit
als
"Batman Shooter", da er am 20. Juli 2012 in Aurora
in Colorado bei einer Kinopremiere des Batman-Films
"The Dark Night Rises" 12 Menschen getötet und 70
verletzt hatte.
Doch das Bild, was von Holmes in der Öffentlichkeit
gezeichnet wird, ist nicht korrekt. Denn Holmes
hatte keinen Plan, irgendjemanden zu töten, bis ihm
sein
Arzt am 21. März 2012 das SSRI-Antidepressivum
Zoloft verschrieb. Dies geschah vier Monate vor
seiner Wahnsinnstat. Und in dieser Zeit wurde
die tägliche Dosis Zoloft stufenweise von 50 mg auf
100mg und schließlich auf 150mg am Tag erhöht. Und
Holmes ging es nicht nur jedesmal schlechter,
wenn er die Dosis verändert hat. Auch scheint es,
dass bei ihm seine Pläne, anderen Menschen Gewalt
antun zu wollen,
genau dann begannen sich herauszukristallisieren,
als die Zoloft-Dosis erhöht wurde.
Wie ist James Holmes mit der Situation umgegangen?
David Healy: Während er Medikamente wie das
SSRI-Antidepressivum Zoloft genommen hat, hat er
soweit er konnte versucht, andere auf seine
speziellen Pläne,
Menschen Schaden zuzufügen, aufmerksam zu machen -
doch niemand hat die Veränderungen in ihm
registriert. Holmes bezeichnet sich selbst als
jemand,
der eine manische Dysphorie4 entwickelt hat - was
eine gute Beschreibung einer durch Zoloft
ausgelösten Akathasie, auch Sitzunruhe genannt, ist.
Auch berichtet Holmes von einer eindeutigen
emotionalen Abstumpfung, die er bei sich
wahrgenommen hat und die andauerte, nachdem er die
Medikamenteneinnahme gestoppt hatte. Bei dieser Art
von Absetzungserscheinung handelt es sich um ein gut
dokumentiertes Phänomen.
Wann hat er aufgehört, Zoloft zu nehmen?
David Healy: Irgendwann um den 30. Juni 2012 herum,
also rund drei Wochen, bevor er seinen Amoklauf
vollzog. Wohlgemerkt stoppte er die Zoloft-Einnahme
abrupt,
und zwar von einer ziemlich hohen Dosis aus: 150 mg
am Tag. Dabei war ihm auch nicht bewusst, dass
Zoloft abhängig machen oder nach einer abrupten
Absetzung
Entzugserscheinungen hervorrufen kann. Durch das
Absetzen von Zoloft wurde er verwirrt - und er war
sowohl stärker als auch weniger stark depressiv.
Auch wurde er emotional labil - er selbst redete in
diesem Zusammenhang von einer dysphorischen
Manie[14].
Und das verringerte Angstgefühl, das er verspürte,
als er Zoloft nahm, bestand weiterhin, als er das
Präparat absetzte. Viele Patienten erleben selbst
viele Monate,
nachdem sie ein SSRI-Antidepressivum abgesetzt
haben, eine fortgesetzte emotionale Abstumpfung oder
auch Depersonalisierung, also den Verlust
oder die Abtrennung von den eigenen Gedanken und
Gefühlen.
In einem Artikel der Nachrichtenagentur Associated
Press vom 8. August heißt es[15] allerdings, Holmes
hätte einem Psychiater "erzählt, dass er schon
seit seinem zehnten Lebensjahr heimlich von
Mordgedanken besessen gewesen war". Das erweckt den
Eindruck, dass in ihm das Potenzial einer
Killermaschine schon in jungen Jahren angelegt war.
David Healy: Es ist nicht korrekt, dass Holmes
bereits mit 10 Jahren von Mordgedanken "besessen"
war. Bis kurz vor März 2012, als er in eine Klinik
ging -
was vier Monate vor seinem Amoklauf in Aurora im
US-Bundesstaat Colorado stattfand -, wurde er von
keinem Nervenleiden geplagt. Zu diesem Zeitpunkt
war er 24. Erst als er im März 2012 Zoloft nahm,
entwickelte er neue Gedanken mit dem Fokus darauf,
die Möglichkeit spezieller mörderischer Taten
durchzuspielen.
Diese Gedanken waren nicht dieselben wie die vagen
Ideen davon, andere zu töten, die er zuvor hatte,
wie ich auch in meinem am 15. August dieses Jahres
veröffentlichten Kommentar zum Holmes-Fall
darlege[16]: "Der Mann, der denkt, er ist ein
Monster: Sertralin [= Zoloft] und Gewalt."
Vor diesem Hintergrund könnte man sich fragen,
wieso das Verteidigerteam von James Holmes nicht das
SSRI-Antidepressivum Zoloft als möglichen Auslöser
seines Amoklaufs vor Gericht ins Spiel gebracht hat,
zumal es ja schon Gerichtsurteile gibt, bei denen
Psychopharmaka wie Antidepressiva sozusagen
"schuldig"
gesprochen wurden für einen Suizid oder Mord (vgl.
hier[17] oder hier[18] oder hier[19]). Brian N.
Connors, oberster stellvertretener staatlicher
Pflichtverteidiger
des Büros der staatlichen Pflichtverteidiger in
Denver im US-Bundesstaat Colorado, ließ dazu auf
Nachfrage5 verlauten: "Weder Herr Holmes noch einer
seiner
Verteidiger wird mit Journalisten über den Fall
reden." Was könnte aus Ihrer Sicht der Grund dafür
sein, dass Holmes‘ Anwälte die "Zoloft-Karte" nicht
ausgespielt haben?
David Healy: Das Gesetz ist, was
medikamentenbezogene Sachverhalte angeht, nicht
eindeutig - und Rechtsanwälte sind, was diesen Punkt
angeht, sogar noch
verunsicherter. Für sie ist es schwierig, zwischen
einer psychischen Erkrankung und
medikamentenbedingten Zuständen zu unterscheiden -
und sie wissen auch nicht,
wie sie diese Dinge den Geschworenen erklären
könnten.
Das Verteidigerteam von Holmes fokussierte sich
darauf darzulegen, dass James Holmes seinen Amoklauf
deswegen begangen hat, weil er eine psychisch kranke
Person war, die einen psychotischen Zusammenbruch
erlitten[20] hatte. Dadurch entkam Holmes letztlich
der Todesstrafe und wurde zu lebenslanger Haft
verurteilt.
Denken Sie, Holmes Anwälte hätten mehr für ihn
erreichen können, wenn sie das SSRI-Antidepressium
Zoloft als entscheidenden oder bedeutenden
auslösenden
Faktor für die Wahnsinnstat ins Spiel gebracht
hätten?
David Healy: James Holmes hatte eine gute
Verteidigung, was die Medizinaspekte angeht, doch
weder das Gesetz noch das Rechtssystem bieten eine
adäquate Grundlage für derlei Sachverhalte.
In dem erwähnten Associated-Press-Artikel heißt es
auch: "Wie schon in vorherigen gerichtlichen
Sitzungen zeigte Holmes, der unter dem Einfluss
antipsychotischer
Medikamente stand, die seine Antworten betäuben,
keine Reaktion [,als das Urteil verkündet wurde]."
Doch wie kann es sein, dass Holmes mit
Antipsychotika[21]
behandelt wurde, die sogar eine gehirnschädigende
Wirkung haben[22] und die "seine Antworten
betäuben", wo man doch annehmen sollte, dass eine
angeklagte
Person nicht noch zusätzlich durch die Medikation
"benebelt" werden sollte, um bestmöglich in der Lage
zu sein dazu beizutragen, die Gründe für den Hergang
eines Amoklaufs zu erhellen?
David Healy: Das Problem ist hier, dass es der
behandelnde Arzt ist, der darüber entscheidet,
welche Medikamente gegeben werden - die Anwälte
haben hier
nur geringes Mitspracherecht. Ich sah keinen
klinischen Grund, bei Holmes die Behandlung mit
diesen Medikamenten fortzusetzen.
"Es muss einen auslösenden 'Umweltfaktor' geben für
die 'modernen' Amokläufe"
Doch wenn Medikamente wie SSRI-Antidepressiva
Menschen dazu veranlassen können, sich selbst zu
töten oder gar Massentötungen zu begehen,
warum ist in solchen Fällen niemandem im Vorwege
etwas aufgefallen, was das Verhalten der Täter
angeht?
David Healy: Im Gegensatz zu Alkohol oder Drogen
wie LSD lassen Antidepressiva die Patienten nicht
notwendigerweise verhaltensauffällig werden.
Tatsächlich verhalten sich viele Menschen, denen
Antidepressiva verabreicht werden, im Wesentlichen
normal. Und selbst bei der Erstellung eines
Persönlichkeitsprofils erscheinen sie als "normal".
Nehmen wir das Beispiel von Tim Kretschmer, der bei
seinem Amoklauf im Jahr 2009 in Winnenden in der
Nähe von Stuttgart 15 Menschen und schließlich
auch sich selbst tötete. Der damals 17-jährige hatte
unter einer Depression gelitten und Medikamente
erhalten und war in diesem Zusammenhang
in klinischer Behandlung.6 Dennoch war, wie Medien
berichteten, selbst den Schulpsychologen nichts
aufgefallen, ja sie kamen gar zu dem Ergebnis,
dass Tim für sein Alter ein "normaler Schüler"[23]
gewesen sei.
Der Konsum von Psychopharmaka und insbesondere
Antidepressiva hat in Deutschland und anderen
Industrieländern stark zugenommen[24]. In den USA
nimmt mittlerweile sogar jeder Vierte - insgesamt
fast 80 der knapp 320 Millionen Amerikaner -
psychoaktive Arzneimittel ein, und ungefähr die
Hälfte davon -
rund 41 Millionen Bürger - nehmen
Antidepressiva[25]. Müssten wir nicht, wenn
Psychopharmaka tatsächlich mit Amokläufen in
ursächlicher Verbindung stehen,
noch viel mehr solcher Wahnsinnstaten erleben?
David Healy: Die Zahl derjenigen, die als Täter in
solch irrsinnige Tötungsdelikte involviert sind, hat
ja in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen.
Und Phänomene wie willenlose Erschießungen an
Schulen, Universitäten oder militärischen
Einrichtungen, bei denen kein krimineller
Hintergrund wie
Raub erkennbar ist, gab es vor den 1980er Jahren
praktisch nicht - jedenfalls bei weitem nicht in dem
Ausmaß,
wie wir es insbesondere in den vergangenen 20 bis 30
Jahren erlebt haben.
Folglich muss es hier einen auslösenden
"Umweltfaktor" geben für diese "modernen" Amokläufe.
Im Übrigen ist zum Beispiel auch bei den
US-Streitkräften
die Selbstmordrate stark angestiegen und hat ein
Rekordniveau erreicht - und parallel dazu hat unter
den Soldaten der Konsum von Antidepressiva drastisch
zugenommen[26], darunter von bekannten Präparaten
wie Prozac, Zoloft, Paxil, Celexa und Lexapro.
Bei welchen Patienten können die Gewaltprobleme
besonders beobachtet werden?
David Healy: Es ist wichtig zu berücksichtigen,
dass die Patienten, die am stärksten dazu beitragen,
dass mittlerweile so viele Menschen Antidepressiva
nehmen,
diejenigen sind, die süchtig sind nach diesen
Präparaten. Derzeit sind nicht weniger als neun von
10 Menschen, die jedes Jahr Antidepressiva
einnehmen,
von diesen Medikamenten abhängig. So rührt der
insbesondere in den USA während der vergangenen ein
oder zwei Jahrzehnte zu beobachtende Anstieg
von Menschen, die Antidepressiva nehmen, von
denjenigen her, die am Ende eines jeden Jahres die
Medikamenteneinnahme beibehalten.
Dies tun sie meist deshalb, weil sie süchtig nach
den Pillen sind. Doch diese Gruppe von Patienten ist
nicht diejenige, bei der mörderische oder
Selbstmordgedanken
auftreten. Denn durch Antidepressiva bedingte Gewalt
ist in der Regel dann zu beobachten, wenn mit der
Einnahme der Präparate begonnen wird oder wenn es
durch
das Absetzen zu Entzugserscheinungen kommt. Das
heißt, man muss sich anschauen, wie häufig
Tötungsakte oder Massentötungen zu einer bestimmten
Zeit sind -
und das dann nicht etwa mit der Zahl der Patienten
vergleichen, die in einem konkreten Jahr
Antidepressiva nehmen, sondern eben mit der Zahl
derjenigen,
die die Einnahme gestartet oder mit
Absetzungserscheinungen zu kämpfen haben.
Während es heute nicht viel mehr Patienten gibt,
die mit der Einnahme von Antidepressiva beginnen,
als Mitte der 1990er Jahre, so ist sehr wohl die
Zahl die
Antidepressiva-"Neulinge" im Laufe der 1980er Jahre
markant gestiegen, vor allem in den USA - und diese
Zunahme korrespondiert mit dem dortigen starken
Zuwachs an Massentötungen ohne speziellen
kriminellen Hintergrund wie Schul- oder Kinomassaker
in den 80er Jahren. Seit den 1990er Jahren ist die
Zahl
dieser jährlich zu beobachtenden Massentötungen dann
mehr oder weniger konstant.
Gegenläufige Expertenmeinungen
Ist eine vergleichbare Parallele auch bei
Flugzeugunglücken bzw. bei Amokflügen von Piloten zu
beobachten?
David Healy: Lubitz hatte offenkundig das Problem,
dass er von der Idee besessen war, er müsse die
medikamentöse Behandlung unbedingt fortsetzen,
um nicht seinen Job zu verlieren. Und wenn die
betroffenen Menschen durch ihre Ärzte oder die
Umstände dahin getrieben werden, die medikamentöse
Behandlung unbedingt fortzusetzen, obgleich die
Therapie eigentlich nicht wirklich zu ihnen passt,
dann ist damit die Grundlage dafür gelegt,
dass die Situation irgendwann eskalieren kann.
Im Übrigen gibt es gute Belege dafür, dass
amerikanische Absturzermittler bei einer bedeutenden
Zahl von Flugzeugunglücken, bei denen die Piloten
unter dem Einfluss von Antidepressiva gestanden
hatten, den Medikamenten eine gewisse Mitschuld
gaben. Allerdings war dies nur bis zum Jahr 2010 so.
Denn in diesem Jahr wurde es offiziell genehmigt,
dass Piloten Antidepressiva nehmen dürfen. Und
seither hören wir nichts mehr über Flugzeugabstürze,
bei denen darüber nachgedacht wird, ob
Antidepressiva ursächlich eine Rolle gespielt haben
könnten.
Der Psychiater Rainer Holm-Hadulla von der
Universität Heidelberg zum Beispiel sagt jedoch auf
Nachfrage, dass "es durch nichts belegt oder
wahrscheinlich
gemacht ist, dass Antidepressiva gewalttätiges
Verhalten deutlich begünstigen" - und seiner Meinung
nach sei es auch "höchst unwahrscheinlich",
dass derart "massive Gewalttaten durch solche
Medikamente bedingt werden".7
David Healy: Wenn die Medien darüber berichtet
hätten, dass Andreas Lubitz "Straßendrogen" wie
Amphetamine, Kokain oder LSD genommen oder sogar
reichlich Alkohol getrunken hatte, bevor er ins
Flugzeug stieg, dann hätten viele Menschen -
darunter auch etliche Ärzte - wohl keine Probleme
gehabt
mit der Vorstellung, dass diese Drogen die
maßgebliche Ursache für die Katastrophe waren oder
zumindest entscheidend zu ihrer Entstehung
beigetragen haben.
Das heißt, Ärzten und anderen widerstrebt es in
erster Linie deswegen daran zu denken, dass die
Medikamente die Probleme ausgelöst haben könnten,
weil eben von Psychopharmaka die Rede ist - und
dies, obgleich derlei Medikamente ziemlich identisch
sind mit den illegalen Drogen, die in den 1960er
Jahren vor allem deswegen verboten wurden, weil sie
aggressiv und gewalttätig machen und andere
problematische Verhaltensweisen verursachen können.
Der Psychiater Henning Saß, Vorsitzender des
Beirats der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie
und Psychotherapie, Psychosomatik und
Nervenheilkunde (DGPPN),
sagt aber auf Nachfrage, dass ihm während seiner
"jahrzehntelangen Patientenbehandlung" im
Zusammenhang mit SSRI-Antidepressiva "Nebenwirkungen
in Form
von Gewalthandlungen nicht bekannt geworden sind".8
David Healy: Das klingt außergewöhnlich. Nehmen wir
das Beispiel der BBC, die im Rahmen ihrer
investigativen Sendung Panorama[27] über den
Themenkomplex SSRI-Antidepressiva, Gewalt und
Suizide berichtete - und darüber, wie Firmen
versuchen, hier Probleme unter den Teppich zu
kehren.
Die Reaktionen auf die Dokumentation mit dem Titel
"The Secrets of Seroxat" - das SSRI-Antidepressivum
Seroxat ist auch unter dem Handelsnahmen Paxil
bekannt ist - waren beträchtlich.
Inwiefern?
David Healy: Die Redaktion erhielt 1.374 E-Mails
von Zuschauern, die meisten davon waren Patienten.
Und einem meiner Forscherkollegen,
Andrew Herxheimer, war es gelungen, diese
Zuschriften in ihrer Gesamtheit zu analysieren[28].
Demnach brachten viele Einsender ihre
emotionalen Ausbrüche, ihre gewalttätigen Gedanken
und Gewaltakte oder ihr selbstverletzendes Verhalten
mit dem SSRI-
Antidepressivum Paroxetin, also Paxil, in Verbindung
- und zwar sowohl bei Beginn der Einnahme als auch
dann, wenn die Dosis verändert wurde.
Dabei handelte es sich wohlgemerkt nicht um bloße
anekdotische Erzählungen, denn die Analyse zeigte
klar auf, dass ein Zusammenhang bestand
zwischen dem gewalttätigen Verhalten und der
verabreichten Medikamentendosis. Auch waren es
persönliche Berichte über Gewalttaten von Patienten,
die keine erkennbare Historie gewalttätigen
Verhaltens[29] hatten.
Darüber hinaus stand die Analyse im Einklang mit
einer Auswertung von Berichten über gewalttätige
Gedanken und Gewaltakte oder Selbstverletzungen
bei der Einnahme von Paroxetin bzw. Paxil, die Ärzte
an die Aufsichtsbehörde für Arzneimittel in
Großbritannien, die MHRA, gemeldet[30] hatten.
Warum machen Medien Psychopharmaka nicht zum Thema?
Wenn aber die Sachlage so klar ist, wieso machen
dann selbst Medien wie die New York Times, der
britische Guardian oder auch der Spiegel, die sich
selbst als höchst investigativ einstufen, nicht
Psychopharmaka zum Thema, wenn es darum geht, den
Ursachen von Amokläufen à la Lubitz oder
James Holmes auf die Spur zu kommen?
David Healy: Eine sehr gute Frage, die nach
Antworten verlangt. Zunächst würde ich dazu sagen,
dass der investigative Journalismus tendenziell
langsam agiert,
wenn es darum geht, das Konzernestablishment in
Frage zu stellen - so geschehen etwa bei Themen wie
Bleivergiftungen oder bei den Machenschaften der
Lebensmittelindustrie. Die Sachlage bei einem
bestimmten Fall muss schon sehr zwingend sein, bevor
sich ein Journalist konkret an ihn heranmacht.
Dies gilt insbesondere auch für Medizinthemen -
nicht zuletzt auch deswegen, weil auch Journalisten
ja letztlich nur normale Menschen sind. Und die
allermeisten von ihnen haben nach wie vor die
Vorstellung verinnerlicht, Medikamente seien
gewissermaßen "Magic Bullets", also "Wunderpillen",
wie es etwa der Harvard-Forscher Allan Brandt in
seinem Buch No Magic Bullet[31] beschreibt.
Ist die erwähnte BBC-Dokumentation über Seroxat
bzw. Paxil das einzige Ihnen bekannt Beispiel von
einem größeren Medium, das sich
an den Themenkomplex Psychopharmaka und Gewalt
herangetraut hat?
David Healy: Nein. Erst kürzlich, am 14. Juli,
berichtete[32] die FAZ über die Auffälligkeit, dass
die meisten jungen Amokläufer in Amerika, darunter
der erwähnte "Batman shooter" James Holmes, unter
dem Einfluss nebenwirkungsreicher Medikamente wie
Antidepressiva stehen.
Auch der US-Neurochirurg Sanjay Gupta berichtet[33]
2012 in seiner Eigenschaft als leitender
Medizinkorrespondent von CNN darüber, was dahinter
stecken könnte, dass junge Menschen zu regelrechten
Killermaschinen werden. Aufhänger war das Massaker
des 20-jährigen Adam Lanza, bei dem
ja insgesamt 28 Menschen ums Leben kamen. Laut Gupta
gelte es, die Frage zu bedenken, unter Einfluss
welcher Medikamente er gestanden habe.
"Wir reden hier im Speziellen über Antidepressiva",
so Gupta.
"Wenn man sich die Studien anschaut und auch die
anderen Amokläufe dieser Art, die geschehen sind,
dann waren die Medikamente ein gemeinsamer Faktor.
Und sie können zu erhöhter Impulsivität führen, zu
vermindertem Urteilsvermögen und dazu, dass jemand
den Kontakt verliert zur Realität."
Doch gerade bei "school shootings" wie dem von Adam
Lanza wird ja argumentiert, dass Schusswaffen und
der Zugang zu selbigen das Hauptproblem darstellten.
David Healy: Massentötungen gehen leichter mit
einer Schusswaffe, doch Antidepressiva stehen auch
mit grausamen Morden in Verbindung, die mit Messern
oder anderen Tötungsinstrumenten begangen wurden.
Abgesehen davon lag die Zahl der Morde, die in den
USA mit Schusswaffen begangen worden sind,
1970 genauso hoch wie 2004[34], doch während 1970
rund 200 Millionen Menschen in den USA lebten, waren
es 2010 in etwa 300 Millionen.
Relativ betrachtet gab es in den USA also vor vier
bis fünf Jahrzehnten mehr Morde mit Schusswaffen als
heute, aber praktisch noch keine Amokläufe mit
Schusswaffen.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch eine
Studie des Pew Research Center aus dem Jahr 2013,
die aufzeigt, dass Morde und Gewalttaten,
bei denen Schusswaffen verwendet wurden, in den
Vereinigten Staaten in den vergangenen 20 Jahren
deutlich zurückgegangen sind. Doch gerade in diesen
zwei Dekaden ist die Zahl der Massenerschießungen
ohne kriminellen Hintergrund stark angestiegen[35].
Zwar verfügte die US-Arzneimittelzulassungsbehörde
FDA - die Food and Drug Administration - im Jahr
2004, dass auf den Beipackzetteln von Antidepressiva
noch mal explizit, und zwar in Form einer so
genannten Black-Box-Warnung9, vermerkt wird, dass
sie die Suizidgefahr erhöhen.10 Doch für eine
erhöhte Gefahr für Gewalthandlungen oder gar
Tötungsdelikten hat die FDA bis dato noch keine
solche Black-Box-Warnung angeordnet. Grund:
Es gebe keine Daten, die einen solchen Warnhinweis
rechtfertigen würden, so die FDA auf Nachfrage.
David Healy: Beweise dafür, dass Antidepressiva
Gewaltakte auslösen können, existieren zweifelsohne.
Wie aber ist dann die fehlende FDA-Verfügung zu
erklären?
David Healy: Vielleicht hat die FDA den Schluss
gezogen, dass es in den USA politisch unmöglich ist,
eine Anhörung über einen Zusammenhang von
Antidepressiva und Gewalttaten abzuhalten. Und
abgesehen von den Daten aus klinischen Versuchen
liefert nicht zuletzt auch das FDA-eigene
freiwillige
Meldesystem für Medikamentennebenwirkungen, die so
genannte MedWatch-Datenbank, solide Beweise dafür,
dass Antidepressiva und Gewaltakte in Verbindung
stehen.
Inwiefern?
David Healy: Ein Team um den Harvard-Psychiater
Joseph Glenmullen wertete in einer Studie diese
MedWatch-Datenbank aus: Im Ergebnis entstand
eine Liste von 31 Medikamenten, in deren
Zusammenhang bereits über Fälle von Gewalt gegen
andere Personen berichtet wurde, darunter auch viele
Tötungsdelikte. 25 der 31 Medikamente waren
Psychopharmaka, wiederum elf davon Antidepressiva.
Das Präparat, das auf dieser Liste Platz 2 belegt
und somit am zweithäufigsten mit Gewalttaten in
Verbindung gebracht wurde, ist das
SSRI-Antidepressivum
Fluoxetin, das unter dem Handelsnamen Prozac bekannt
ist. Paroxetin, ein anderes SSRI mit dem
Handelsnamen Paxil, belegt Platz 3[36].
Sprich, wenn die FDA ihr eigenes Datenmaterial
anschauen würde, würde sie fundierte
wissenschaftliche Belege dafür finden,
eine entsprechende Black-Box-Warnung zu verfügen.
In diesem Zusammenhang machen Experten darauf
aufmerksam, dass nicht einmal 1 Prozent aller ernst
zu nehmenden unerwünschten
Arzneimittelschäden berichtet[37] werden. Kann man
also schlussfolgern, dass die Zahl der Gewaltakte
und Tötungsdelikte, die mit Medikamenten
wie SSRI-Antidepressiva in Zusammenhang stehen, in
Wirklichkeit 100 mal oder zumindest sehr viel höher
liegt, als von den Statistiken ausgewiesen?
David Healy: Es ist wahr, dass die überwältigende
Mehrzahl der Probleme, die Medikamente mit sich
bringen können, nicht gemeldet wird.
Und es stimmt auch, dass Probleme wie Gewalttaten
oder asoziales Verhalten offenbar mit geringerer
Wahrscheinlichkeit vermeldet werden,
weil die Ärzte hier keine Verbindung herstellen.
Aber es ist nicht möglich zu sagen, um wieviel
größer die Problematik tatsächlich ist
im Vergleich zu dem, was an Nebenwirkungen gemeldet
wird.
Wie ist es dann zu erklären, dass Experte kürzlich
sogar dafür plädierten, die 2004er Black-Box-Warnung
der FDA, wonach Antidepressiva mit einem
erhöhten Selbstmordrisiko verbunden sind, wieder zu
streichen, weil diese "extrem fragwürdig und quasi
bedeutungslos"[38] sei?
David Healy: Die aggressive Kampagne mit dem
Bestreben, diese Warnung auf den Beipackzetteln von
Antidepressiva zu eliminieren, erinnern daran,
wie Politiker und mächtige Wissenschaftler über
Jahrzehnte die Gefahren von Substanzen wie Blei,
Zigarettenqualm oder Asbest heruntergespielt bzw.
negiert haben. Im Fall von Asbest zum Beispiel war
es sogar so, dass es bereits um 1900 Hinweise auf
dessen stark gesundheitsschädliches,
um nicht zu sagen tödliches Potenzial[39] gab.
Generell verboten wurde der krebserregende Baustoff,
der wohlgemerkt lange als "Wunderfaser"
gefeierte worden war, aber erst rund 90 Jahre
später.
"Gefühle von Wohlbefinden und Glück" - erfolgreiche
SSRI-Antidepressiva?
Dennoch gibt es einen starken Glauben daran, dass
gerade auch SSRI-Antidepressiva effektiv wirken. Es
heißt, sie würden vor allem die Konzentration
des Neurotransmitters Serotonin in der
Gewebsflüssigkeit des Gehirns erhöhen und somit
Gefühle von Wohlbefinden und Glück erzeugen.
David Healy: Die Beweise dafür, dass SSRIs wirksam
sind, stammen nicht von kontrollierten Versuchen,
sondern von solchen,
bei denen die negativen Ergebnisse unveröffentlicht
geblieben sind - wobei die publizierten Studien
nahezu alle nicht von den genannten Forschern
selber,
sondern von Ghostwritern geschrieben wurden, die
ungenannt bleiben und letztlich von Pharmafirmen
bezahlt werden.
De facto gibt es keine wirklich solide Studie, die
die Wirksamkeit von SSRIs aufzeigt.
Der Eindruck von der Wirksamkeit, den die Menschen
haben, stammt daher, dass die Medien dies ständig so
berichten. Und was SSRIs in Bezug
auf die Konzentration des Neurotransmitters
Serotonin in der Gewebsflüssigkeit des Gehirns
tatsächlich machen, ist in Wahrheit gar nicht
bekannt,
wie ich auch noch mal ausführlicher in meinem
Artikel über Serotonin und Depression aufgezeigt
habe, der kürzlich im Fachmagazin BMJ erschienen[40]
ist.
Das Magazin Time zum Beispiel hat über Ihren
BMJ-Artikel berichtet. Doch darin wird Victor I.
Reus, Professor für Psychiatrie an der University
of California in San Francisco, mit folgenden Worten
zitiert[41]: Er denke, dass SSRIs "in vielen Fällen
außergewöhnlich erfolgreich sind."
David Healy: Tatsächlich gibt es keine Studie, in
der nachgewiesen werden konnte, dass ein
SSRI-Antidepressivum wirksam ist.
Es gibt zwar Untersuchungen, in denen ein gewisser
Nutzen aufgezeigt werden konnte, doch das geschah
lediglich auf Basis so genannter rating scales[42],
bei denen ein Untersucher mithilfe von Fragenbögen
auf einer Punkteskala beurteilt, wie schwer ein
bestimmtes Symptom bei einem Patienten ausgeprägt
ist.
Das ist mit einer klinischen Studie nicht
gleichzusetzen. Es gibt keine Studien, die belegen,
dass es die SSRI-Antidepressiva waren,
die die Betroffenen wieder arbeitsfähig gemacht oder
gar Leben gerettet haben. Wenn Leute darüber
berichten, dass sie sich besser fühlen,
wenn sie SSRI-Antidepressiva nehmen, so ist das
ungefähr damit gleichzusetzen, wenn Menschen
erzählen, sie würden sich besser
fühlen durch den Konsum von Alkohol oder die
Einnahme von Amphetaminen.
Mentale Störungen als ursächlicher Faktor
Etablierte Psychiater scheinen auch viel eher die
Karte der Persönlichkeitsstörung zu spielen, wenn es
zu Amokläufen kommt.
Der Psychiater Holm-Hadulla etwa stellte in einem
Beitrag[43] für die Frankfurter Allgemeine Zeitung
die These auf, der Germanwings-Amokpilot Lubitz
könnte unter einer narzisstischen
Persönlichkeitsstörung gelitten haben, wodurch in
ihm ein "kalter Hass" entstanden sei, der ihn
schließlich zu seiner Tat,
die mit einem "terroristischen Anschlag
vergleichbar" sei, verleitete. Auch wenn
Holm-Hadulla auf Nachfrage11 konzediert, seine These
sei nur eine
"mehr oder weniger plausible Vermutung", ist es
nicht sinnvoll über derlei psychische Störungen als
auslösenden Faktor nachzudenken?
David Healy: Zunächst sehe ich hier erneut das
Problem, dass die harten Fakten, die zur
potenziellen Rolle von Medikamenten bei solchen
Taten vorliegen, nicht in Betracht gezogen werden,
während die Medien und Experten andererseits nicht
zögern, sich in Spekulationen
über mentale Störungen als ursächlichen Faktor zu
ergießen.
Im Übrigen hat Lubitz nach den Informationen, die
mir vorliegen, nicht unter einer narzisstischen
Persönlichkeitsstörung gelitten,
denn er scheint nicht die typischen Verhaltensweisen
an den Tag gelegt zu haben, die mit einer solchen
Störung einhergehen.
Dazu zählt etwa, dass man übermäßig damit
beschäftigt ist, andere zu beeindrucken, um von
ihnen bewundert zu werden.
Wie steht es mit einem möglichen Einfluss von
Alkohol oder anderen Drogen?
David Healy: Lubitz dürfte auch nicht unter dem
Einfluss von Alkohol oder Drogen wie LSD gestanden
haben, wobei die Untersuchungen
diesbezüglich auch keine Hinweise ergeben[44] haben.
Doch ohne Frage sollten bei der Ursachenforschung
alle Theorien in Betracht
gezogen werden. Solange wir nicht wissen, unter
welcher Art von mentaler Störung Lubitz genau
gelitten hat, ist es unmöglich, sich hier exakt zu
äußern.
Gibt es denn solide Studien, die aufzeigen, dass
psychische Leiden wie eine narzisstische
Persönlichkeitsstörung, eine Depression
oder eine bipolare Störung als wesentlicher
auslösender Faktor für einen Amokflug oder ein
Schulmassaker in Frage kommen?
David Healy: Studien dieser Art existieren nicht.
Und narzisstische Persönlichkeitsstörungen zum
Beispiel lösen auch nicht solche Wahnsinnstaten aus.
Wenn man also alle zur Verfügung stehenden Fakten
analysiert, sehen Sie dann, dass es noch eine andere
plausible Erklärung geben kann
für die Wahnsinnstat von Lubitz als die, dass er
unter dem negativen Einfluss von Psychopharmaka wie
SSRI-Antidepressiva gestanden hat?
David Healy: Nicht wirklich.
Kritiker sagen, dass die Psychiatrie voll ist von
Interessenkonflikten[45], also voller Verbindungen
zur Pharmaindustrtie.
Wie schwerwiegend ist das Problem - und trägt es
dazu bei, dass Psychiater zögern, die
"Medikamenten-Karte" auszuspielen,
wenn es zu Wahnsinnstaten wie der von Andreas Lubitz
kommt?
David Healy: Das ist ein Faktor, und in der Tat hat
die Psychiatrie ein Problem mit ihrer Nähe zur
Pharmaindustrie. Man denke nur an den Umstand,
dass die Altersbezüge der meisten Ärzte
wahrscheinlich von der Performance der Pharmaaktien
abhängen. Das heißt, dass die Pharmafirmen in
Schwierigkeiten geraten, liegt nicht in ihrem
Interesse.
Was wir besonders bräuchten, sind Mediziner, die
gewillt sind, eine gute medizinische Versorgung zu
leisten, anstatt nur nach den Richtlinien von
Gesundheitsmanagern zu agieren - und die sich dafür
stark machen[46], dass die Nicht-Einnahme von
Medikamenten eine Möglichkeit darstellt.
In Ihrem Artikel über Lubitz - Winging it:
Antidepressants and Plane Crashes[47] -, den Sie zu
Beginn dieses Interviews erwähnten, führen Sie aus,
dass viele Leute in der Pharmaindustrie seit langem
gewusst hätten, dass so etwas wie der Kamikaze-Crash
von Andreas Lubitz passieren kann.
Warum haben diese Leute bzw. Firmen dann keine
entsprechenden Maßnahmen getroffen?
David Healy: Die Pharmaindustrie weiß seit geraumer
Zeit, dass Antidepressiva und andere Präparate eine
ganze Reihe von Problemen verursachen können -
von Selbstmord über Tötungsdelikte bis hin zu
Geburtsfehlern und Entzugserscheinungen. Und sie
haben zahlreiche Mechanismen eingeführt, um
Sicherheit
zu gewährleisten - und zwar die Sicherheit der
Unternehmen.
Sie betreiben ein Business, das mit dem Ziel
agiert, diejenigen Risiken zu minimieren, die das
Wohl des Unternehmen gefährden könnten - und das
sind eben
zuvorderst Probleme, die durch Medikamente entstehen
können. Diese Sicherheitspolitik steht im
Widerspruch zur Sicherheit der Patienten, die mit
diesen
Medikamenten behandelt werden, oder der unschuldigen
Menschen, die zu Opfern werden von diesen unter
Medikation stehenden Personen.
Pharmaindustrie und Produktabsicherung
Sie kritisieren auch, dass viele Leute aus der
Pharmaindustrie nichts dafür getan haben, ein System
zu installieren, mit dem das Risiko eines
"Kamikaze"-
Flugzeugabsturzes oder eines Schulmassakers gemanagt
werden kann - und dass auch nichts dafür getan
wurde, ein System auseinanderzunehmen,
das derartige Risiken in viel größerem Ausmaß
erzeugt, als wir es tolerieren dürften. Was für ein
System würden Sie installieren?
David Healy: Die Pharmaunternehmen haben die Art,
wie sie für ihre eigene Sicherheit sorgen, in
außerordentlicher Weise perfektioniert - mit der
Folge,
dass es sehr schwierig ist, ihre Medikamente mit
Problemen in Verbindung zu bringen und dadurch
womöglich Geldzahlungen zu erwirken oder die
Firmen zu blamieren. Wenn man die Techniken anwenden
würde, die die Industrie benutzt, um ihre Produkte
abzusichern, wäre es nicht möglich gewesen,
auf erfolgreiche Weise den Zusammenhang von
Medikamenten und Amokläufen oder -flügen mit all
ihren dramatischen Konsequenzen zu ignorieren.
Können Sie spezifizieren, welche Techniken der
Industrie zur Produktabsicherung Sie meinen?
David Healy: Die Unternehmen haben bereits vor
langer Zeit gelernt, dass es im öffentlichen Diskurs
gewissermaßen Wunder wirkt, wenn man zum Beispiel
bei einer Thematik wie der, dass man ein Haus voller
Kinder niedergebombt hat, einfach leugnet, man hätte
etwas damit zu tun gehabt - und dann etwa
die These hinterherschiebt: Wer weiß, ob die Kinder
nicht mit Sprengstoff gespielt haben? Hier wird sehr
kunstvoll vorgegangen.
Die Vorgehensweise des Pharmaunternehmens
Grünenthal beim Contergan-Skandal, der Anfang der
1960er seinen dramatischen Höhepunkt erreicht hatte
und der von Intransparenz, Leugnungen und
Beschwichtigungen gekennzeichnet[48] war, macht
klar, dass selbst bei der Holocaust-Leugnung
derartige Strategien angewendet werden. Ich halte
Vorträge zu diesem Thema vor Fachgruppen. Darin geht
es typischerweise darum,
die Details offen zu legen, wie die Industrie unter
dem Stichwort "Holocaust-Leugung" agiert.
Auch in heutiger Zeit passiert es allerdings, dass
das System im Sinne des Endverbrauchers
funktioniert. So gibt es ja sogar Gerichtsfälle, in
denen
ein Medikament gewissermaßen schuldig gesprochen
wurde bzw. in denen Schuld von einer Person genommen
wurde, die unter Medikamenteneinfluss
etwa ein Tötungsdelikt begangen[49] hat. Was waren
hierfür die entscheidenden Punkte?
David Healy: Glück und der Wille, den Dingen auf
den Grund zu gehen. Nehmen wir zum Beispiel den Fall
eines 60-jährigen Mannes, der Episoden von
Angst und Depressionen durchmachte. Diese
verleiteten ihn wohlgemerkt nicht zu
Selbstmordabsichten, aggressivem Verhalten oder
anderen
ernstzunehmenden verstörenden Handlungen. Doch dann
begann sein Arzt damit, ihm das SSRI-Antidepressivum
Prozac zu verabreichen.
Der Mann reagierte eindeutig auf das Präparat,
indem er etwa aufgewühlt und ruhelos wurde und auch
halluzinierte. Die Situation verschlechterte
sich sogar innerhalb von drei Wochen, obwohl er
zusätzlich das Psychopharmakon Trazodon und den
Betablocker Propranolol verschrieben bekam,
und zwar mit der ursprünglichen Absicht, dass
dadurch die Nebenwirkungen des SSRI-Antidepressivums
Prozac minimiert würden.
Und bei ihm wurden die Medikamente dann nicht
abgesetzt?
David Healy: Einige Jahre später verschrieb ihm ein
neuer Hausarzt, dem die durch Prozac bedingten
Nebenwirkungen nicht bekannt waren,
das SSRI-Antidepressivum Paxil. Nur zwei Tage später
nahm sich der Mann ein Gewehr und feuerte drei
Kugeln ab, und zwar eine durch den Kopf seiner Frau,
eine durch den Schädel seiner Tochter, die gerade zu
Besuch war, und eine durch das Haupt seiner neun
Monate jungen Enkeltochter -
um sich anschließend selbst zu töten.
Drei Jahre später befanden[50] die Geschworenen bei
einem Prozess[51] im US-Bundesstaat Wyoming, der von
dem Schwiegersohn des Mannes
initiiert worden war, dass Paxil "einige Menschen
dazu bringen kann zu töten oder sich selbst
umzubringen."
Und was passierte mit dem Macher von Paxil?
David Healy: Das Pharmaunternehmen SmithKline
Beecham, das heute GlaxoSmithKline heißt, wurde zu
80 Prozent für die sich ergebenden Ereignisse
verantwortlich gemacht.12 Das urkundliche
Beweismaterial beinhaltete eine nicht publizierte
Unternehmensstudie, die bei 80 Patienten stark
aggressives
Verhalten dokumentierte, wobei es in 25 dieser Fälle
zu Tötungsdelikten kam.
Im Zusammenhang mit dem Amokflug des
Gemanwings-Co-Piloten Andreas Lubitz präsentierte
die Europäische Flugaufsichtsbehörde EASA am
17. Juli einen Forderungskatalog[52]. Demnach sollen
sich Piloten während der Ausbildung oder auch bevor
sie ihren Job antreten,
psychologischen Tests unterziehen. Und das Blut der
Piloten soll auf Spuren von Alkohol und Drogen
getestet werden.
Zudem diskutieren die EASA-Verantwortlichen auch die
Möglichkeit, das Blut nach Spuren von Psychopharmaka
zu untersuchen[53].
Sind derlei Maßnahmen zielführend?
David Healy: Ich denke, diese Art von Tests sind
irrelevant. Viele Menschen, die Antidepressiva
nehmen, verhalten sich, wie gesagt, absolut normal,
und auch bei der Erstellung von
Persönlichkeitsprofilen werden sie ja als "normal"
eingestuft. Solange also keine Akzeptanz dafür
existiert, dass die
Medikamente Probleme verursachen können, und es auch
keine speziellen Fragen gibt, die darauf abzielen zu
klären, ob die Präparate wirklich helfen
oder Probleme verursachen, werden die Tests keine
Hilfe sein.
Angehörige der Opfer der Germanwings-Katastrophe
lehnen das niedrige Angebot der Lufthansa in Höhe
von 25.000 € je Opfer ab und fordern[54] -
neben persönlicher Anteilnahme und einer
Entschuldigung - einen Entschädigungsbetrag in Höhe
von 200.000 € für jeden Toten[55]. Nun will man
sogar in den USA vor Gericht ziehen[56], wo
Hinterbliebene gerne das Zehnfache der in
Deutschland üblichen Beträge erhalten.
Denken Sie, dass die Hinterbliebenen darüber
nachdenken sollten, in diesem Zusammenhang die
mögliche Rolle der Medikamente,
unter dessen Einfluss Lubitz gestanden hat,
juristisch ins Spiel zu bringen?
David Healy: Wenn ich ein Angehöriger eines der
Opfer wäre und meinen würde, eine Pharmafirma hätte
Daten zurückgehalten, die aufzeigen,
dass ein bestimmtes Präparat das Risiko für einen
solchen Amokflug erhöht - ich wäre sicherlich rasend
vor Wut.
Nachtrag:
Wie der Focus kürzlich berichtete, hat der Berliner
Anwalt Elmar Giemulla, der 39 Familien der Opfer
vertritt, "einen Weg für eine Klage in den USA
gefunden".
Der Luftfahrtrechtler bereitet demnach "eine
Kooperation mit US-Anwälten" vor, um den deutschen
Branchenführer in Übersee auf viel höhere
Entschädigungen
zu verklagen als hierzulande üblich. Im Erfolgsfall,
so US-Opferanwalt Michael Danko, "können die
Familien jeweils mit Millionen von Dollar rechnen."
Normalerweise verhindert das Luftfahrtabkommen von
Montreal, dass geschädigte Passagiere oder deren
Hinterbliebene sich das Land mit den höchsten
Schmerzensgeldtarifen für einen Prozess aussuchen
können. Anwalt Giemulla ist sich indes sicher, dass
er einen Pfad gefunden hat,
"um die Fesseln des Montrealer Abkommens abstreifen
zu können".
Anhang
Fußnoten
1)
in einer e-Mail vom 26. Juli 2015
2)
Pfizer Canada (2004 May 26) Stronger warning for
SSRIs and other newer antidepressants regarding the
potential
for behavioural and emotional changes, including
risk of self-harm, see, e.g.,
http://antidepressantsfacts.com/2004-05-26-HC-suicid-self-harm-zoloft.htm
3)
siehe Seite 6 unter
https://www.ebs.tga.gov.au/ebs/picmi/picmirepository.
nsf/pdf?OpenAgent&id=
CP-2010-PI-05345-3&d=2015061416114622412&d=2015070416114622412
4)
Von dysphorischen Manien, auch Mischzustände
genannt, redet man, wenn depressive und manische S
ymptome in rascher Aufeinanderfolge auftreten, oder
wenn sich depressive und manische Symptome durch
gleichzeitiges Auftreten mischen[1]
5)
e-mail from Brian N. Connors, Chief Deputy State
Public Defender at the Office of the State Public
Defender in Denver, Colorado, August 19, 2012
6)
David Healy, List of School and Mass Shooters and
Drugs
7)
in einer e-Mail vom 29. Mai 2015
8)
in einer e-Mail vom 14.Juli 2015
9)
Eine Black-Box-Warnung ist ein in den USA gültiger
Weg, um auf dem Beipackzetteln von
verschreibungspflichtigen
Arzneimitteln vor schwerwiegenden Nebenwirkungen zu
warnen. Der Name rührt von dem schwarzen Rahmen her,
der den Text der Warnung umgibt
10)
The USA labels for all antidepressants as of August
2004 note that "anxiety, agitation, panic attacks,
insomnia, irritability,
hostility, aggressiveness, impulsivity, akathisia
(psychomotor restlessness), hypomania, and mania
have been reported
in adult and pediatric patients being treated with
antidepressants for major depressive disorder as
well as for other indications,
both psychiatric and nonpsychiatric", see
http://www.fda.gov/downloads/Drugs/DrugSafety/
InformationbyDrugClass/UCM173233.pdf
11)
e-Mail vom 29. Mai 2015
12)
David Healy, Let them eat Prozac, New York
University Press, 2004, pp. 124-148
Links
[1]
http://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/flug-4u9525/gedenkstaette-auf-friedhof-in-haltern-am-see-eingesegnet-
erinnerung-an-absturzopfer-42270928.bild.html
[2]
http://davidhealy.org/winging-it-antidepressants-and-plane-crashes/
[3]
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1564177/
pdf/pmed.0030372.pdf
[4]
http://davidhealy.org/left-hanging-suicide-in-bridgend/
[5]
https://de.wikipedia.org/wiki/Anxiolytikum#
Antidepressiva
[6]
http://www.spiegel.de/panorama/germanwings-absturz-frankreich-plant-anonymes-grabmal-a-1038619.html
[7]
http://www.nytimes.com/aponline/2015/06/11/world/europe/ap-eu-france-germany-plane-crash.html?_r=1
[8]
http://www.madinamerica.com/2015/06/germanwings-pilot-saw-psychiatrist-three-times-doubled-
antidepressant-in-month-before-crash/
[9]
http://www.thedailybeast.com/cheats/2015/03/28/germanwings-pilot-s-ex-he-planned-this.html
[10]
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/germanwings-absturz-der-kalte-hass-des-narzissten-13534146.html
[11]
https://en.wikipedia.org/wiki/Sandy_Hook_Elementary_
School_shooting#Final_report
[12]
http://www.davidcarmichael.com/
[13]
http://www.denverpost.com/news/ci_21124892/theater-shooting-suspect-holmes-quiet-man
[14]
http://www.huffingtonpost.com/2012/08/28/dysphoric-mania-james-holmes-mixed-mania-bipolar-disorder_n_1836744.html
[15]
http://bigstory.ap.org/article/
e187eb7198f2492b8f269d0852c0af42/end-epic-colorado-theater-shooting-trial-surprise
[16]
http://wp.rxisk.org/the-man-who-thinks-he-is-a-monster-sertraline-and-violence/
[17]
http://breggin.com/index.php?option=
com_content&task=view&id=298
[18]
http://breggin.com/index.php?option=
com_content&task=view&id=295
[19]
http://news.nationalpost.com/news/canada/prozac-defence-stands-in-manitoba-teens-murder-case
[20]
http://bigstory.ap.org/article/
e187eb7198f2492b8f269d0852c0af42/end-epic-colorado-theater-shooting-trial-surprise
[21]
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[22]
http://www.nature.com/npp/journal/v30/n9/abs/
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[23]
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Germanwings-crash-calls-minimum-two-cockpit-time.html
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http://docs.dpaq.de/9365-offener_brief_lh_2__2_.pdf
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http://www.spiegel.de/panorama/germanwings-absturz-interview-zum-schmerzensgeld-der-lufthansa-a-1043650.html
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http://www.bild.de/news/inland/flug-4u9525/angehoerige-bereiten-klage-in-usa-vor-42115862.bild.html
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