Das
Zeitalter der Medikamentenbehandlung in der Psychiatrie begann 1950 mit der Zufallsentdeckung
der antipsychotischen Wirkung des Chlorpromazin, eine Substanz, die als antiallergisches
Mittel erprobt wurde. Das Haloperidol folgte 1957 diesmal als Ergebnis
gezielter Suche nach weiteren antipsychotischen Substanzen. Gleichzeitig wurde
das erste antidepressiv wirksame Medikament, das Imipramin (Tofranil), eingeführt,
wieder eine Zufallsentdeckung: Es sollte bei Schizophreniekranken eingesetzt werden.
Bei der klinischen Erprobung stellte man fest, dass es für diesen Zweck untauglich
war, jedoch gegen depressive Symptome wirkte. 1960 schließlich wurde der
erste Tranquilizier vom Benzodiazepin-Typ, das Librium, eingeführt. In diesen
Jahren wurde auch die rückfallprophylaktische Wirkung von Lithiumsalzen bei
manisch-depressiven Erkrankungen bekannt. Alle wesentlichen Entdeckungen in der
Psychopharmakotherapie vollzogen sich somit während eines Jahrzehnts. Selbst
das Clozapin (Leponex), über lange Zeit die letzte große Neuentwicklung,
kam bereits 1960 in die klinische Erprobung. Während des vergangenen Jahrzehnts
kam es zu einem neuen Entwicklungsschub bei der Entwicklung von Psychopharmaka,
zunächst bei den Antidepressiva, zuletzt bei den Neuroleptika. Diese Phase
ist noch nicht abgeschlossen. In den letzten Jahren sind nach Risperidon weitere
Neuroleptika auf den Markt gekommen: Olanzapin, Zotepin, Quetiapin, Solian, Zeldox.
Ob sie tatsächlich eine Wirkungsverbesserung bringen oder nur nebenwirkungsärmer,
dafür aber auch weniger wirksam sind, wird sich zeigen müssen.
David
Healy: The Creation of Psychopharmacology
Paperback
edition
ISBN 0-674-01599-1
http://www.pharmapolitics.com/
http://www.healyprozac.com/