Dieser Text ist ein Fragment. Vielleicht bleibt das auch so.
Wenn ich irgendwann den geeigneten Absprungpunkt finde, schreibe ich ihn weiter. Aber, eventuell kann der eine oder andere auch so 'was damit anfangen...
Die einzig wirksame Anti- Stigma- Strategie.
Über das Ablegen des Opferstatus und den aktiven Umgang mit „der Störung“: Nimm Dein Bett und wandele...
Was definiert mich ? Ich bin Mann, Sohn, Bruder, Freund, Internetuser, Musikliebhaber... außerdem teile ich mit vielen anderen eine spezielle Erfahrung: die Erfahrung des Irreseins.
Gut, die „Störung“ lässt sich nicht leugnen, aber, bin ich deswegen ausschließlich gestört? Wer bin ich? Nein, ich bin nicht krank, auch wenn alle mich darauf festlegen wollen würden: ich bin eigentlich begabt - allerdings mit einem durchaus zwiespältigen Talent. Es bedingt die Erfahrung einer radikalen Verunsicherung der Identität, eines Driftens zwischen Bewußtseinszuständen und ein akutes Bewußtsein der Relativität von bewußter Wahrnehmung, Denken und Fühlen.
Was mich zunächst verängstigte und verunsicherte, führte später zur Gewissheit über das Konstruiert- Sein - einmal aller sozialen Regeln, einschliesslich der Konvention über eine als evident erlebte, gemeinsame Wirklichkeit - zum anderen zur Erkenntnis der Relativität aller Annahmen über die eigene Identität. Persönlichkeit beruht eben (neben ihrem, vielleicht „wahren“, Kern) vor allem auf den Zuschreibungen der Anderen.
Die Definition durch andere kann unterstützend und beglückend sein, ebensogut aber auch behindern und verkrüppeln.
Je nach Lage - und die Situation des „gestörten“ Menschen mit seinen ganz speziellen Welt-Wahrnehmungen und Äußerungen fordert es heraus - kann die Diagnose „psychisch krank“, „psychotisch“, „schizophren“ etc. - als paternalistisch-destruktives Urteil über den ganzen Menschen gefällt - sein gesamtes weiteres „Schicksal“ bestimmen: er wird zum Patienten, zum „psychisch Kranken“ mit allen zerstörerischen Folgen. Mit ausreichend Pech (und die Bedingungen sind dementsprechend) wird er alle anderen Fähigkeiten, die er einmal hatte, dieser Zuschreibung unterordnen und modifizieren oder sie gar verlieren und zur Identität „Patient“ überwechseln.
Das mag eine gewisse Sicherheit bieten und dank fürsorglicher Maßnahmen von Pharmabranche und Ärzteschaft sowie staatlichen, kommunalen und kirchlichen Einrichtungen auch eine kohärente Selbstwahrnehmung und –steuerung ermöglichen.
Was wir als Menschen können und wollen, daß, wozu wir da sind, wird damit allerdings ganz und gar amputiert, um nicht zu sagen: kastriert. Inbegriffen im Pauschalangebot der Patientenrolle übernimmt man die soziale Ausgrenzung des Irren. Man sieht sich ausgeschlossen, zu einem Leben der beschränkten Teilhabe der Gesellschaft gedrängt oder genötigt. Die Identifikation mit dem Ausgeschlossensein macht dieses erst möglich und wirksam. Die Haltung der anderen lässt sich nur begrenzt beeinflussen, was ich aber selbst von mir halte, ist vor allem meine eigene Sache.
A ship in the habour is safe, but that is not what ships are built for.
Wie verabschiedet man sich aus der Patienten- bzw. Opferrolle?
Wie kommt das Schiff ans Segeln? Was tun, wenn mein Schiff ein Leck hat?(Im Rumpf ein Leck , Wasser läuft herein. Was nun? Schiff sinken lassen, Schiff verschrotten, Wasser auslöffeln, Leck flicken, Schiff renovieren...)
Ärzteschaft und Pharmaindustrie empfehlen hier, sozusagen als einzige Lösung, das Trockendock, und zwar für immer. Medikamentiert und mit sozialarbeiterischen und psychotherapeutischen Maßnahmen versorgt wird meist ein stabiles Ungleichgewicht zementiert, sodaß das Schiff zwar nicht mehr sinken oder umkippen, aber auch nie wieder fahren kann.
Also: wie denn? Wie anders? (Prokrustes sprengt seine Fesseln...)
Was ich hier vorschlagen möchte, ist eine radikale Umdeutung und Neu – Interpretation der eigenen Rolle.
Nein, ich will nicht ins Bett. Ich nehme mein Bett und wandle. Ich wandele meine Rolle vom Patienten weg, hin zum Wanderer. Ich durchlaufe Stadien und komme heraus aus der virtuellen Kasernierung, hinaus in eine offene Landschaft. Darüber Luft, Wolken und eine Weite, die Atmen lässt und; in der Ferne, oder in überwältigender Nähe, das riesenhafte All. Manchmal erscheint die Landschaft als Trümmerfeld, dann wieder als versteinerter Alptraum, aber ebenso oft als Spielfeld meiner Sehnsucht, meiner Wünsche, Ängste und Ideen. Ich kann hier vorbeigehen, dort mich aufhalten, dann wieder Anderen begegnen, die auch unterwegs sind.
(*hier verlieren sich die Fäden: der Leser ist eingeladen, selber weiterzuspinnen:)
Das erste Stadium heisst: Unerträglichkeit.
Nur eine Lage, die man nicht mehr erträgt, fordert eine Neuorientierung heraus.
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